Evangelische Kirchengemeinde Neutrebbin Oderbruch
Im Jahre 1781 vollendete der General Hans Siegismund von Lestwitz sein umfangreiches Aufbauwerk in Cunersdorf mit dem Abriss der baufällig gewordenen Fachwerk-Dorfkirche. An ihre Stelle ließ er einen verputzten Saalbau mit frühklassizistischer Fassade von 70 Fuß (ca. 23 m) Länge setzen. Der im Westen stehende Turm hatte eine geschweifte Haube. In ihm hingen ursprünglich drei Glocken, eine von 1412 und zwei jüngere, die 1840 von dem Glockengießer Hackenschmidt in Berlin umgegossen wurden. Von diesen beiden musste 1917 eine an die Heeresrohstoffverwaltung abgegeben werden.
Das Besondere an dieser Kirche war die Quergliederung des Innenraumes. Der Kanzelaltar stand gegenüber der Patronatsloge an der südlichen Längswand des Kirchsaales. Auf der Westempore erklang seit 1825 eine von Henriette Charlotte Gräfin Itzenplitz geschenkte Orgel. An den Wänden hingen einige bemalte Totenkronenkonsolen sowie Gedenktafeln für die Gefallenen des Dorfes in den Befreiungskriegen 1813/14, für die verstorbenen Veteranen jenes Krieges und für die im Ersten Weltkrieg als Soldat gestorbenen Cunersdorfer.
Die von Lestwitz errichtete Kirche hatte bei den schweren Kämpfen, die um Cunersdorf im April 1945 tobten, stark gelitten. Dabei sind die Totenkronenkonsolen, die Gedenktafeln, die Weinkanne, eine Oblatendose, der durch von Frau von Friedland gestiftete silberne Abendmahlskelch und das Taufbecken verloren gegangen. Auch die 1615 einsetzenden Kirchenbücher sind in dem von Flüchtlingen bewohnten Pfarrhaus untergegangen und wurden vermutlich verheizt. Die Kirchenruine wäre wiederaufbaufähig gewesen, wurde aber auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters nach 1946 abgerissen. Der im Kern wohl noch aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirchturm wurde zwei Jahre später gesprengt.
Seine Trümmer verunzierten das Dorf noch bis zum Ende der 1950er Jahre. Im Februar 1950 stellt das Konsistorium an das Ministerium für Handel und Versorgung der DDR einen Antrag auf Materiallieferung zur Wiedergutmachung der Eingriffe in kirchliches Eigentum zum Bau von Kapellen in Felgentreu, Döberitz, Klein Ziethen, Cunersdorf und Setzsteig. Dieser Antrag wurde tatsächlich bewilligt. Da es aber mit der Beräumung der Kirchentrümmer in Kunersdorf (seit 1945 mit "K" schrieben) nicht vorwärts ging, beschloss der Gemeindekirchenrat, die neue Kirche an anderer Stelle, und zwar auf dem nicht benutzten Mittelteil des schon vor 1700 angelegten Friedhofes zu errichten. Lange vor Erhalt der Baugenehmigung wurde am 2. Advent 1950 der Grundstein am neuen Bauplatz gelegt. Der Architekt Curt Steinberg, langjähriger Leiter des Kirchlichen Bauamtes im Konsistorium Berlin-Brandenburg, wurde mit dem Entwurf für den Kirchneubau betraut. Mit der Bauleitung beauftragte man den Bad Freienwalder Architekten Gerhard Bischof, während die Bauausführung von der Wriezener Baufirma Fritz Christoph besorgt wurde. Doch der Kirchenbau zog sich in die Länge. Es fehlte an Holz für die Kuppel, das schließlich durch Holzspenden mehrerer Familien aus Kunersdorf, Metzdorf und Katharinenhof zusammengebracht wurde. Der seit Frühjahr 1952 in Kunersdorf wirkende Prediger Georg Herche schleppte in Westberlin beschaffte Nägel für die Vernagelung der Kuppelbinder im Rucksack durch die Ostberliner Kontrollstellen. Noch waren nicht alle Arbeiten erledigt, u. a. die Eindeckung des Turmhelms, als die feierliche Indienstnahme am 30. Mai 1955 durch Bischof Dibelius stattfand. Die drei in Apolda gegossenen Stahlglocken konnten noch im selben Jahr beschafft werden. Orgelempore und Treppen wurden 1960 gebaut. 1971 bekam die Kirche eine Kleinorgel, gebaut von den Gebrüdern Jehmlich ("Opus 854") in Dresden. Merkwürdig erscheint die Verbindungstür zwischen Turmhalle und Kirchsaal. Sie entstand laut Inschrift 1937 in der Fachschule für Raumtechnik und Raumgestaltung Berlin zum Andenken an die 700-Jahrfeier der Stadt Berlin und trägt in 15 Kassetten die stilisierten Wappen von Berlin und einigen Berliner Stadtbezirken. Es handelt sich um einen Flügel einer ursprünglichen zweiflügeligen Tür, die im Tanzsaal des Kunersdorfer Gasthauses eingelagert war und Auslagerungsgut einer Botschaft in Berlin gewesen sein soll.
Die in rötlich-braunem Klinkerverblendmauerwerk ausgeführte Kirche besteht aus einem zentralen, überkuppelten Rundbau, südlichem Turm mit achtseitigem Knickhelm und kleinem Sakristeianbau mit Walmdach an der Nordseite. Das Äußere ist weitgehend schmucklos, jedoch wirkungsvoll gegliedert durch den Wechsel von kräftig hervortretenden Lisenen und schmalen, scharf in die Wand eingeschnittenen Fensterbahnen. Das mächtige Kuppeldach ist als Halbkugel ausgebildet und trägt eine glattflächige Dachhaut aus Schieferschindeln in englischer Deckung. Der kreisförmige, überkuppelte Innenraum hat im Zenit der Rundkuppel sich vereinende Rippen. Im Norden gibt es eine spitzbogige Nische für den Altar, geschmückt mit einem schlichten Holzkreuz. Das in zwei Blöcken angeordnete Gestühl und die hölzerne Kanzel passen gut zum schlichen Charakter der Architektur. Der Boden ist mit keramischen Fliesen ausgelegt. Die in freundlichen Farben gehaltenen Glasfenster sind 1953 von der Glasmalerin Katharina Peschel aus Berlin-Mahlsdorf geschaffen worden. Die Kirche gehört zu den wenigen Sakralbauten aus der Zeit nach 1945 im Kreisgebiet. Sie ist ein Spätwerk des Architekten Curt Steinberg, der sich bereits in den 1920er Jahren durch seine qualitätsvollen Sakralbauten in der Mark Brandenburg einen Namen gemacht hatte. Zu seinen Hauptwerken gehört die Georgenkirche in Frankfurt (Oder), die architektonisch große Ähnlichkeit mit der Kunersdorfer Kirche aufweist.
Kirchbau von 1817 unter Mitwirkung von K. F. Schinkel, Replik des Isenheimer Altars