Kirchen um Neutrebbin

Evangelische Kirchengemeinde Neutrebbin Oderbruch

Kirche Bliesdorf

Schon in vorreformatorischer Zeit scheint es in Bliesdorf eine Kirche gegeben zu haben. Davon kündeten die beiden mittelalterlichen Glocken aus dem 15. Jahrhundert, die 1917 an die Heeresverwaltung abgeliefert werden mussten. Das zweite Gotteshaus, ein breitausladendes hübsches Fachwerkgebäude vom Anfang des 18. Jahrhunderts, stand am Nordende der breiten Dorfaue, wo sich später das Schulhaus befand.

Kirche Bliesdorf

Als diese Kirche um 1875 baufällig geworden war, musste sechs Jahre lang um einen Neubau verhandelt werden. Er entstand 1881/82 als Rohziegelbau in neugotischen Formen und wurde mitten in die Dorfaue gestellt. Ihr Erbauer war der Ratsmaurer- und Zimmermeister Neubarth in Wriezen. Im Innern stand die aus der alten Kirche übernommene barocke Kanzel, die mit neun Apostelfiguren geschmückt war.

Ab dem 24. März 1928 erklang mit drei von der Firma Schilling & Lattermann in Apolda neu beschafften Gussstahlglocken wieder ein Dreiergeläut vom Turm. Im Frühjahr 1945 wurde die Bliesdorfer Kirche bei den schweren Kämpfen südlich von Wriezen völlig zerstört. Das Schiff war ausgebrannt, der Kirchturm völlig zerschossen. Zwischen 1949 und 1951 wurde die Kirche in der etwas reduzierten Form, wie wir sie noch heute sehen, wiederaufgebaut. Der Turm erhielt nur ein Pyramidendach. Im Innern ist die Kirche ganz schlicht und ohne Empore und Orgel. 1954 konnte von der Kirchgemeinde zur Vervollständigung des Dreiergeläuts eine neue Glocke aus Eisenhartguss (Schilling & Lattermann, Apolda) beschafft werden.

In den 1990er Jahren erhielt die Kirche ein neues Dach. Das Kirchliche Bauamt schlug damals dem Konsitorium vor, die Neubeschaffung von Altar und Kanzel durch Überlassung des Kanzelaltars aus der Georgenkirche in Bad Freienwalde zu lösen. Daraufhin wurde dieser wertvolle Altar ab 1952 der Kirchgemeinde Bliesdorf leihweise auf unbefristete Zeit überlassen. Nach langwierigen Sanierungsmaßnahmen an der Georgenkirche ging der Altar zunächst dorthin wieder zurück.

Als dann die Georgenkirche 1972 wegen zunehmender Baufälligkeit außer Nutzung genommen werden musste, sollte der Kanzelaltar zunächst nach Ihlow, dann nach Lüdersdorf umgesetzt werden. Nachdem am 1. Mai 1977 vom Dach der Georgenkirche ein Traufbrett herabgefallen war, wurde das Gebäude wegen akuter Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt. Der barocke Kanzelaltar wurde dann im Januar 1978 wieder nach Bliesdorf gebracht. Auch die hölzerne Taufe von St. Georgen kam bei dieser Gelegenheit in die Bliesdorfer Kirche. Beides ist damals in das Eigentum der Kirchengemeinde Kunersdorf-Bliesdorf übergegangen. Der Kanzelaltar hat die Form eines Säulenaufbaus mit reichem Akanthusschnitzwerk. Der Aufbau mit zwei zierlich gewundenen Kompositsäulen und gekröpftem Gebälk schließt zwischen diesen die etwas steife Kanzelkufe ein. Das seitliche Akanthusornament von freier Linienführung zeigt sehr routinierte technische Behandlung. Die obere Endigung bilden zwei neben dem Schalldeckel stehende Engel und der sich über diese erhebende Christus mit der Siegesfahne. Alles Ornament ist vergoldet, das übrige in Steinton gehalten. Die jetzige Farbfassung stammt von der letzten Übermalung um 1900 und ist bereits die dritte, wie bei der restauratorischen Untersuchung festgestellt wurde. Leider fehlen die Predella und große Teile des Zierrats einschließlich der Siegesfahne, die wohl schon in den Nachkriegswirren oder bei der ersten Umlagerung abhandengekommen sind. Gerade die Predella machte den Altar einst so interessant. Sie trug drei Medaillons, von denen das linke das Abbild eines Mannes in Jägertracht enthielt. Das rechte zeigte folgende Inschrift: "Gott zu Ehre, dieser Kirche zur Zierde, hat diesen Altar und Kantzel von Grund auf neu erbauen lassen. Herr Samuel Liebenwald, Kurfürstl. Brandenb. Leib Laquay 1698, 28. July.". In dem mittleren Medaillon befand sich eine Abendmahlsdarstellung. Das Bild zur Linken stellte den Stifter Samuel Liebenwald dar.

Im Jahre 1998 erfolgte eine nachhaltige konservatorische Behandlung des Holzes und der Farbfassung des Altars durch die Restauratoren Christiane Thiel und Konrad Dazer (Berlin/Potsdam). Seit April 2001 hängt in der Kirche eine Gedenktafel mit den 69 Namen der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Bliesdorfer und Vevaiser. Die Initiative dazu ging von den Gemeindekirchenratsmitgliedern Herbert Biebermann und Ullrich Thöns aus. Sie wollten an die Väter, Ehemänner, Brüder und Geliebten erinnern, die in den Herzen der Hinterbliebenen fortleben und deren letzte Ruhestätte kaum jemand kennt.