Evangelische Kirchengemeinde Neutrebbin Oderbruch
Die alte Fischersiedlung Kleinbarnim war Jahrhunderte lang nach Wriezen zur Marienkirche eingepfarrt, auf deren Kirchhof auch die Toten bestattet werden mussten. Der einzig mögliche Weg auf dem Wasser von Kleinbarnim nach Wriezen war beschwerlich, so dass sich die Dorfbewohner zunächst 1768 einen eigenen Friedhof einrichteten. 1776 schließlich entstand das noch heute stehende Bethaus als Fachwerk-Ständerbau mit dem quadratischen Vorbau.
Letzterer hatte einst ein Walmdach und erhielt erst 1955 seine heutige Bekrönung. Im Innern ist die gesamte barocke Ausstattung aus der Erbauungszeit erhalten, wozu der Kanzelaltar, die dreiseitige Empore und das Kirchengestühl gehören. In der Altarpredella ist ein hölzernes Schnitzrelief eingefügt, das viel älter als der Altar ist und möglicherweise aus der Klosterkirche Altfriedland stammt. Das gilt auch für ein weiteres Schnitzrelief und die drei noch vorhandenen Apostelfiguren, deren Attribute Stier (Lukas), Löwe (Markus) und Adler (Johannes) sie als drei der vier Evangelisten ausweisen. Auch die versilberte Taufschale aus Messing und zwei Messing-Altarleuchter. alles datiert 1777, haben die Zeiten überstanden.
Die erste Glocke dagegen hielt nicht sehr lange und musste 1789 durch Gebrüder Fischer, Königsberg/Neumark, umgegossen werden. Für diese Glocke wurde ein separater Schauer aus Fachwerk errichtet, der etwas abseits in die Kirchhofsmauer einbezogen war. Nach 1957 war dieser Glockenschauer so baufällig geworden, dass man ihn beseitigte und direkt neben der Kirche einen eisernen Glockenstuhl errichtete, in dem bis 2009 die Kleinbarnimer und die hierher verlagerte Großbarnimer Glocke (gegossen 1786 von Johann Friedrich Thiele, Berlin) hingen. Im Juli 2000 errichtete der Zimmerer Ronald Desem aus Königlich Reetz als Meisterstück einen neuen Fachwerk-Glockenstuhl. An seinem ursprünglichen Standort sollte er aber entsprechend einer Intervention der Unteren Denkmalbehörde nicht bleiben und wurde schließlich 2005 auf den Friedhof umgesetzt. Im Jahre 2009 konnten die beiden Glocken aus dem stählernen Schauer zur Restaurierung gebracht werden. Am 4. Mai 2009 fanden sie dann ihren endgültigen Platz in dem hölzernen Glockenschauer auf dem Friedhof. Ihre Wiederinbetriebnahme erfolgte während eines Festgottesdienstes am 21. Mai 2009.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche mit einigen reparablen Schäden, die von den Zimmerleuten Paul und Walter Bellin sowie dem Tischler Helmut Klemer bereits 1948 ausgebessert wurden. In den 1990er Jahren hatte sich der Zustand des Gotteshauses nach einigen alten Schäden weiter verschlechtert. Der Putz fiel aus den Gefachen, Holzbalken waren von Schwamm und Schädlingen befallen. Mit der Absicht, die Kirche schrittweise zu sanieren und damit zu erhalten, gründete sich 1997 der "Freundeskreis zur Rekonstruktion, Pflege und Nutzung der Kirche von Altbarnim e. V.". Eine große Spendenaktion im Jahr darauf erbrachte die ersten Mittel. 1999 und 2000 waren zur Sanierung der Hülle bereits 360.000 Mark verbaut worden. Sogar eine Stiftung mit dem Namen "Erich Karitzky Stiftung" wurde von Prof. Dr. Paul Gert von Beckerath in Brühl errichtet, um Mittel für die Restaurierung zu akquirieren. Von nun an erstrahlt die Kleinbarnimer Kirche wieder in Weiß. An der Wiedererstehung der Kleinbarnimer Kirche ist abzulesen, zu welch beachtlichen Erfolgen das gemeinsame Wirken von Kirchengemeinde und Bürgerinitiative führen kann. Die Altbarnimer Fachwerkkirche gehört in die Reihe der original überlieferten Oderbruch-Kirchen aus friderizianischer Zeit, die in den ersten Jahrzehnten ihrer Existenz mit der Schule kombiniert waren. Von ihnen hatten sich bis 1945 in ihrer äußeren Gestalt nur die Fachwerkkirchen von Altwriezen, Neubarnim und Wuschewier erhalten. Während in Neubarnim die Kirche 1945 völlig zerstört wurde und in Altwriezen 1973 der Abriss erfolgte, blieben nur noch Altbarnim und Wuschewier übrig.
Das Schul- und Bethaus Wuschewier wurde Ende der 1990er Jahre umfassend restauriert. Von der ursprünglichen Innenausstattung ist so gut wie nichts erhalten. Das Bethaus von Altbarnim ist der letzte Kirchenbau aus friderizianischer Zeit im gesamten Oderbruch, der bis heute in seiner architektonischen Schlichtheit sowohl im Äußeren als auch in seiner künstlerischen Geschlossenheit im Innern erhalten geblieben ist. Als Zeitzeuge der Neubesiedlung des Oderbruchs im Zuge der friderizianischen Binnenkolonisation ist diese Kirche für das ganze Oderland von Identität stiftender Bedeutung. Sie ist gleichermaßen ein hervorragendes Denkmal für die Glaubenspraxis der Oderbrücher vor über 200 Jahren. Damit sie ihre Identität stiftende Kraft behält, ist es wert, auch den historischen Denkmalsbestand der Inneneinrichtung vor dem Verfall zu bewahren.
Kirchbau von 1817 unter Mitwirkung von K. F. Schinkel, Replik des Isenheimer Altars