Kirchen um Neutrebbin

Evangelische Kirchengemeinde Neutrebbin Oderbruch

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

Neben einem Teil des westlichen Konventsflügels hat sich von der Klosteranlage lediglich die Kirche erhalten. Es handelt sich um einen längsrechteckigen Feldsteinbau mit geradem Ostabschluss und Dreifenstergruppe, der im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammt. Mehrmalige Umbauten seit dem 18. Jahrhundert haben das Gebäude stark überformt. Einige Reste von den spitzbogigen Fenstern des Mittelalters im Mauerwerk der Südseite sind erhalten geblieben.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

Aus der Zeit zwischen dem späten 15. und dem beginnenden 18. Jahrhundert gibt es keine Überlieferungen zum Schicksal der Kirche. Größere Umbauten erfolgten erst 1733 im Rahmen des Ausbaus zur Pfarrkirche. Dies war nötig, weil die alte Stadtkirche baufällig geworden war. Damals wurden die heutigen Korbbogenfenster herausgebrochen und ein Fachwerkturm an den Westgiebel angebaut. Im Innern erhielt das Gotteshaus einen Kanzelaltar, der von dem Bildhauer Johann Georg Glume (1679-1765) entworfen worden sein soll. Zur selben Zeit wurde auch das bis ins 18. Jahrhundert genutzte adlige Erbbegräbnis unter dem Fußboden geschlossen.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

1752 bis 1755 musste das hölzerne Tonnengewölbe entfernt werden, weil es einzustürzen drohte. Danach erhielt die Kirche einen neuen Dachstuhl mit einer Ziegeleindeckung. Weitere Umbauten und Reparaturen fielen in die Jahre 1766/67, 1789, 1814-16, 1835-56, 1864, 1875 und 1936-38. Ein Schinkelscher Entwurf für ein doppeltürmiges Westwerk aus dem Jahre 1814 kam nicht zur Ausführung. Auf den vorhandenen Sockel wurde lediglich ein neuer Turm gesetzt. 1835 erhielt der Kirchenraum eine Orgelempore und zwei Seitenemporen eingebaut. Beim Auftragen eines weißgrauen Innenanstrichs wurden die letzten bis dahin erhaltenen Wandmalereien übertüncht. 1836 kam eine Orgel auf die Westempore, gebaut von dem Berliner Orgelbauer Carl-August Buchholz. Der heutige neugotische Backsteinturm wurde 1864 auf Veranlassung des Patrons Heinrich August Graf v. Itzenplitz angebaut.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

Die letzte Erneuerungs- und Renovierungsphase in den Jahren 1936-38 wurde gemeinsam vom Patron Karl von Oppen und dem damaligen Pfarrer Schliephacke initiiert. Patron und Kirchengemeinde ließen sich diese Aktion 18.000 DM kosten. Aus jenen Jahren stammen auch die Ausmalung der Kirchendecke im Barockstil und die Inschrift an der stark vergrößerten Mittelblende am Ostgiebel. Sie lautet: ,,O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. - Um das Jahr 1230 wurde das Gotteshaus als Kirche des Klosters der Zisterzienserinnen zu Friedland erbaut und der Jungfrau Maria geweiht. Nach Einführung der Reformation wurde das Nonnenkloster um 1540 aufgehoben und die Kirche geriet in Verfall. Fast zweihundert Jahre später wurde sie wiederhergestellt und am Neujahrstage 1734 fand hier der erste evangelische Gottesdienst statt. Von 1936-1938 wurde sie außen und innen erneuert. - Jahrhunderte hindurch ward Gottes Wort verkündigt in diesen Mauern. Der Herr schenke für weitere Jahrhunderte diesem Hause Schutz und Segen." Während des Zweiten Weltkrieges nutzte man die Kirche als Depot für ausgelagerte Akten und Mobiliar des Auswärtigen Amtes. Gegen Ende des Krieges gab es gravierende Schäden durch Beschuss an der Außenhülle und durch Plünderungen im Innern. Das Kirchengestühl diente als Brennmaterial und die Buchholz-Orgel wurde irreparabel beschädigt.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

Zwischen 1950 und 1957 mussten unter schwierigen Rahmenbedingungen diese Kriegsschäden beseitigt werden. Im Schutt fanden sich bei den Aufräumarbeiten die Taufschale aus dem 17.Jahrhundert, einer der mittelalterlichen Abendmahlskelche die beiden Altarleuchter sowie eine Bibel aus dem Jahre 1574 wieder an. Nach den Aufräumarbeiten erfolgte 1948/49 die Neuanfertigung von Kirchenbänken durch den Stellmacher Dumke aus Altfriedland. 1954 baute die Firma Schuke in Potsdam für 22.000 Mark eine neue Orgel.

Zu den wertvollen älteren Kirchengeräten gehört die Messing-Taufschale (Dm. 53 cm), in deren Mitte sich eine Darstellung der Verkündigung Mariä befindet. Es handelt sich um eine Massenarbeit Nürnberger Beckenschläger aus dem 17.Jahrhundert, die nach dem Dreißigjährigen Krieg auch in der Mark Brandenburg viele Kirchen belieferten. Die Umschrift um die Verkündigungsszene besteht aus so genannten Ziermajuskeln, ist also keine echte Schrift. Von den drei bis 1945 in der Klosterkirche vorhandenen Abendmahlskelchen, die Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" beschreibt, stammten zwei noch aus Klosterbesitz. Laut Lagerbuch von 1871 gehörten zu den Kelchen auch drei silberne Patenen und eine Kelchdecke mit der Jahreszahl 1527, die möglicherweise im Kloster angefertigt wurde. Sie bestand aus weißem Leinen, war reich bestickt und zeigte in der Mitte das Kreuz mit den angeschlagenen Marterwerkzeugen Christi.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland

Seit 1945 ist nur noch derjenige Abendsmahlskelch vorhanden, den Fontane als "Reliquienkelch" bezeichnete. Dieser vergoldete Silberkelch vom Ende des 15.Jahrhunderts trägt auf dem Fuß die Inschrift: "Johanes Welsekendorp Margareta memoriali". Er wurde von Angehörigen der Eberswalder Patrizierfamilie Welsickendorf gestiftet, die nachweislich bereits um 1375 Beziehungen zum Kloster Friedland pflegte. Unter der Orgelempore hingen bis 1945 22 bemalte Totenkronenkonsolen aus den 1840er Jahren, von denen heute nur noch vier vorhanden sind. Von den Totenkronen selbst ist nur noch eine einzige erhalten. 1733 wurden die beiden Glocken der Stadtkirche in die Klosterkirche gebracht. Die größere sprang im Dezember 1836 und wurde 1840 von dem Berliner Glockengießer Johann Carl Hackenschmidt umgegossen.

1917 musste sie an die Heeresrohstoffverwaltung abgeliefert werden. Die kleinere ereilte dasselbe Schicksal im Zweiten Weltkrieg. Nur die Glocke von 1735, die Markgraf Carl gestiftet hatte, überdauerte beide Weltkriege. Ihre Aufschrift lautet: "Durch Gottes Gnaden goss mich zu Friedland Christian Heintze von Berlin. Gott sei gelobt, der uns die Kirch und Glocken hat gegeben, der mit seinem Schutz und Huld darüber treulich schweben. 1735 von Gottes Gnaden Carl Prinz von Preußen und markgräflicher Graf zu Brandenburg des ritterlichen Johanniter Ordens. Meistercollator Johannes Christoph Fiedler, Pastor; Martin Fiddecke; Gottlieb Koppe, Kirchenvorsteher." 1952 goss die Firma Schilling&Lattermann in Apolda eine zweite Glocke für Altfriedland aus Stahl. Diese so genannte Hartguss-Glocke ergänzt den A- Ton im Geläut mit der alten Bronzeglocke durch ihren Cis-Ton. Seit dem 24. April 2010 gibt es den Förderverein "Klosterkirche Altfriedland e. V", der sich zum Ziel gesetzt hat, den Erhalt des Kirchengebäudes zu fördern und aktiv daran mitzuwirken. Die Kirche zeigt großflächige Feuchtigkeitsschäden an den Wänden, deren Ursachen schnellstmöglich beseitigt werden sollen.

Ehemalige Klosterkirche Altfriedland