Evangelische Kirchengemeinde Neutrebbin Oderbruch
Wie die anderen Kolonistendörfer im Oderbruch auch (außer Neutornow) hatte Neutrebbin ursprünglich eine um 1770 errichtete Fachwerkkirche. Deren Gefache waren einen halben Stein stark gemauert und innen mit Lehm verstrichen, eine mehr als sparsame Bauweise. Die Kirche wurde, wie den Kolonisten versprochen, auf staatliche Kosten errichtet und mit genügend Land ausgestattet, um von dessen Ertrag die bauliche Unterhaltung zu gewährleisten. Die ersten Reparaturen ließen wegen der wenig soliden Bauweise nicht lange auf sich warten. Zu Beginn des 19.Jahrunderts war die Neutrebbiner Kirche aber so marode, dass man sich zu einem Neubau entschloss. 1810 erhielt der Wriezener Bauinspektor Carl Dornstein einen entsprechenden Projektierungsauftrag. 1813 lieferte er seinen Entwurf in gotisierenden Formen, der vom Wriezener Maurermeister Neubarth in der von Karl Friedrich Schinkel überarbeiteten Fassung ausgeführt wurde. Es entstand in Neutrebbin eine der ersten neugotischen Landkirchen in der Mark Brandenburg, die am31.Oktober 1817 feierlich in Nutzung genommen wurde. Im Turm hing die alte Glocke mit der Inschrift „Unter Direktion des Herrn Teichhauptmann Struve und Herrn Bauinspektor Christiani goß mich Joh. Christian Meyer 1776“ .
Dazu kam 1817 noch eine zweite, auf der „Soli deo Gloria 1817“ stand. Beide Glocken wurden im Jahre 1917 an die Heeresrohstoffverwaltung abgeliefert und eingeschmolzen. Von den 1924 neu beschafften beiden Glocken fiel 1942 die größere der Kriegsrüstung zum Opfer. Die kleinere mit der Aufschrift: "Ein feste Burg ist unser Gott" und einem Bildnis Martin Luthers blieb erhalten. Im Zweiten Weltkrieg nahm die Kirche kaum Schaden. 1953 erfolgte eine umfassende Sanierung an den hölzernen Aufbauten des Turmes. Außerdem wurde der Innenraum umgestaltet, Wasserschäden beseitigt, die Fenster und der verwitterte Außenputz erneuert. Dabei entfernte man sämtliche gotische Zierelemente wie das Maßwerk der Fenster und den Spitzbogenfries unter der Traufe. So hergerichtet hielt die Kirche durch bis zum Jahre 2004. Wieder war die Holzkonstruktion des Turmes so schadhaft geworden, dass die Standfestigkeit zu schwinden drohte. Auch das Dach war an mehreren Stellen undicht. Im Zuge der nun folgenden umfassenden Sanierung bekam die Kirche zuerst eine zweite Glocke. Sie wurde in Gescha (Nordrhein-Westfalen) gegossen und mit der Inschrift „Friede sei mit Euch - anno domini 2004" versehen. Nach der Kirchturmsanierung erhielt das Gotteshaus 2005 ein neues Dach. In den Folgejahren wurden dann Schritt für Schritt die Fundamente und die Fassade saniert. Seit Oktober 2005 ziert den farblich wiederhergestellten Innenraum eine vollständige Replik des berühmten Isenheimer Altars in Colmar. Der Kunstliebhaber und Textilfabrikant Alois Fischer hatte die Replik, die ungefähr ein Drittel kleiner ist als das Original, 1982 bei dem Künstler Franz Bannholzer in Auftrag gegeben. Der Absolvent der Kunstakademie in Karlsruhe malte das große Werk in rund 17 Jahren ab. Nach seiner Fertigstellung hing es zunächst in einer Werkhalle der Textilfabrik in Massenbachhausen bei Heilbronn, bis Fischer starb und seine Familie den Altar gerne in gemeindlicher Benutzung sehen wollte. Durch eine persönliche Verbindung entstand der Kontakt zum Kirchenkreis Oderbruch, wo man sich 2004 für die Neutrebbiner Kirche als neue Heimat der sieben Einzel- und zwei Doppelflügel entschied. Die übrige Innenausstattung der Kirche stammt aus den 1960er Jahren. Auf dem westlichen Teil der Hufeisenempore steht die Orgel. Sie wurde im Jahre 1985 als "Opus 2178" im "VEB Frankfurter Orgelbau Sauer" erbaut und hat ein Manual, Pedal und acht Register. Durch aufgestellte Pfosten im Innern der Kirche soll der Eindruck einer Dreiteilung des Sakralraumes (Haupt- und zwei Seitenschiffe) entstehen. Die Kirchendecke ist mit bunt-aufgemalten Kassetten versehen.
Kirchbau von 1817 unter Mitwirkung von K. F. Schinkel, Replik des Isenheimer Altars